iwi-lyrik

Erinnerungen im Älterwerden

Langsam komme ich in das Alter, wo mir Situationen einfallen, die ich dachte, längst vergessen zu haben. Eine besondere Beziehung hatte ich zu meinen Großmüttern. Sie hatten immer etwas zu erzählen und wussten sich immer zu beschäftigen, hatten Gelassenheit und Frieden im Herzen, auch wenn sie viel Schlimmes mitgemacht hatten. Sie haben es jedenfalls überstanden, manches mit viel Gebet, denn ohne Glauben waren sie nicht.

Warum es da aber ein Foto vom Papst auf dem Nachttisch brauchte, verstand ich nicht.
Als ich später eine Glaubensschwester im Altenheim besuchte, sah ich, dass auch sie im Glasschrank ein gerahmtes Bild aufgestellt hatte, und zwar von unserem Gemeindepastor mit Frau. Später als ich eine Buddhistin kennenlernte, hing da groß im Flur ein Bild eines „Meisters“, wie sie es nannte.

Ich hoffe, dass ich mir kein Bild eines „Gurus“ hinhängen muss, um meinen Glauben zu stärken.

In diesem Sinne habt einen gesegneten Tag.

Großvater

Stern Bacher-Opa

Ellys Opa kam manchmal in die Küche, wenn er draußen mit dem Schleifen der Rübenhäkchen fertig war. Er schliff sie mit einer Eisenfeile, indem er sie mit der Schnittseite nach oben in den Schraubstock spannte. Die Schneide begann zu glänzen und mit dem Daumen geprüft, ob sie noch stumpfe Stellen hatte. Gerne sah Elly bei solch handwerklichen Arbeiten zu.
Wenn also Opa in die Küche kam, machte er alleine Brotzeit. Elly setzte sich dann gerne neben ihn und löcherte ihn mit Fragen, auch bezüglich der verstorbenen Großmutter, die sie so liebte. Großvater versprach ihr, eine neue Großmutter zu kaufen, wenn er in die Stadt käme. Elly fragte, ob es die ganz selbe wäre, die auch solche Haare hat und so ein Gesicht und so rieche, wie die Oma. Er versprach es. Dann fragte Elly, warum er so gerne den Käse isst, der so stinkt. Dann trennte er ein kleines Stück Brot mit Käse ab und sagte: „Probiere mal, ein Käse muss stinken, sonst ist der nix.“  Das überzeugte Elly und jedes Mal, wenn sie heute einen Rohmilchkäse isst, denkt sie an den Großvater. Nach einem Jahr verstarb er, nachdem er noch nicht mal in der Stadt war. So wurde Elly klar, dass sie die Großeltern nie mehr sehen würde.

Doch da ging eine neue Tür auf.
Mutters Eltern aus dem Rheinland kamen in Ellys Leben.

Projekt Kurzgeschichte

Schreibe eine Geschichte über diesen Satz

„Ich wählte eine Nummer und es meldete sich ein Kind, das weinte.“ (Das Gewicht der Welt v. Peter Handke)

Mein Text:
Ich wählte eine Nummer und es meldete sich ein Kind, das weinte. Hatte ich mich verwählt? Sicher nicht, denn es war die bereits eingegebene Nummer von Karl. Er lebte alleine und es fiel mir ein, ihn nach seinem Befinden zu fragen. Ich hörte seine Stimme „Was machst du da“ und die Verbindung wurde unterbrochen.
Ich hatte sofort eine ganz schlimme Vermutung. Ist er ein Kinderschänder? Man hört ja so viele Berichte, sogar von Männern, denen man niemals so etwas zutrauen würde. Er wohnt weit weg, sonst wäre ich sofort ins Auto gestiegen und hätte ihn besucht. Aber ich weiß nicht genau, wo er jetzt wohnt. Kurz entschlossen rief ich bei der Polizei an, was ich machen soll. Es wurde mir versprochen, dass sie sich darum kümmern werden. Nach zwei Stunden bekam ich einen Anruf von der Polizei. Sie sagten, dass alles, was sie gesehen hätten, ein Mann war, der wohl im Rollstuhl säße. Ich sagte, dass das nicht sein kann, denn der Mann wäre gesund. Hatte ich ihn ja noch vor Monaten besucht, als ich auf der Rückreise meines Urlaubs war. Sie werden der Sache nochmal genauer auf den Zahn fühlen, meinte der Beamte. Es vergingen Tage, in denen ich ein ganz ungutes Gefühl hatte. Da ein erneuter Anruf einer Beamtin. Sie lud mich ein, eine Zeugenaussage zu machen. Es wären Kinderpornos gefunden worden, und durch meinen Anruf ein krimineller Ring ausgehoben worden.

iwi