iwi-lyrik

Ostern `69

Peinliche Erinnerung an einen Karfreitags-Spaziergang

Ich dürfte 17 gewesen sein, als ich mir einen lachsroten, eng geschnittenen Sommermantel kaufen durfte. Dazu kam ein Bonanza-Hut aus beigem, fein gefilzten Material. Die breite Krempe war so eingeschnitten, dass sich kleine Franzen ergaben. Ich fand mich toll damit und wollte nicht bis Ostern warten, um damit in die Kirche zu gehen.
Also nutzte ich den schönen Frühlingstag am Karfreitag, um spazieren zu gehen, statt in die dunkle Kirche, wie sonst jedes Jahr.
Weil ich mir doch etwas overdressed vorkam, ging ich den Feldweg hinaus in unsere Felder und bedachte nicht, dass es dort immer sehr windig war, der Wind kam von der Alb her und ich musste diesen blöden Hut ständig festhalten, dass er mir nicht vom Kopf wehte. Zudem wirbelten mir die langen Haare um den Kopf und ins Gesicht, sodass ich gerne umkehrte. Sehe ich mich aus der Sicht der Dorfbewohner, würde ich sagen, dass sie dachten: „So eine eingebildete Ziege!“ Doch Gott sei Dank, hat mich niemand gesehen. Den Hut habe ich nie wieder aufgesetzt und lange im Schrank bewahrt. Jahre später, als ich schon verheiratet war, schmückte er mich, bei einem Faschingsball.

Kurzgeschichte

Klein Erna war etwas wild unterwegs und wollte ihrer Freundin zeigen, was sie sich traut. Als die Tenne noch mit hohen Strohballen gefüllt war, sprang sie mit den Geschwistern vom Heuboden auf die Buschen. Nun wollte sie, obwohl die Buschen schon verbraucht waren, trotzdem springen und gab etwas loses Stroh auf die den festen Tonboden. Die Freundin wollte nicht springen und sagte: „Spring lieber du zuerst.“
Klein Erna nahm eine Sprosse nach der nächsten und als sie ganz oben war, da sah sie die Freundin sehr weit unter sich, sodass sie zweifelte und sich nicht so recht springen traute. Der Ruf „Jetzt spring, sonst geh ich heim“, hat sie dann die Angst überwinden lassen und klein Erna sprang.
Das blieb nicht ohne Folgen, denn es schob sie so zusammen, dass es aussah als wäre sie freiwillig in der Hocke. Das sah aber nur so aus. Sie schnappte nach Luft und konnte nicht mehr aufstehen. Da rannte die Freundin los und schrie, „die Erna, die Erna“ …
Der Vater, der gerade den Mist ausbreitete, reagierte sofort und sah nach der kleinen Tochter, die er immer mit einem Jungen verglich. Er packte das Bündel und zog es auseinander, sodass klein Erna wieder Luft bekam.
Das hätte schief gehen können, meinte der Vater.
Klein Erna schämte sich vor der Freundin, die nicht mehr blieb.
Schade.