Ostern `69

Peinliche Erinnerung an einen Karfreitags-Spaziergang

Ich dürfte 17 gewesen sein, als ich mir einen lachsroten, eng geschnittenen Sommermantel kaufen durfte. Dazu kam ein Bonanza-Hut aus beigem, fein gefilzten Material. Die breite Krempe war so eingeschnitten, dass sich kleine Franzen ergaben. Ich fand mich toll damit und wollte nicht bis Ostern warten, um damit in die Kirche zu gehen.
Also nutzte ich den schönen Frühlingstag am Karfreitag, um spazieren zu gehen, statt in die dunkle Kirche, wie sonst jedes Jahr.
Weil ich mir doch etwas overdressed vorkam, ging ich den Feldweg hinaus in unsere Felder und bedachte nicht, dass es dort immer sehr windig war, der Wind kam von der Alb her und ich musste diesen blöden Hut ständig festhalten, dass er mir nicht vom Kopf wehte. Zudem wirbelten mir die langen Haare um den Kopf und ins Gesicht, sodass ich gerne umkehrte. Sehe ich mich aus der Sicht der Dorfbewohner, würde ich sagen, dass sie dachten: „So eine eingebildete Ziege!“ Doch Gott sei Dank, hat mich niemand gesehen. Den Hut habe ich nie wieder aufgesetzt und lange im Schrank bewahrt. Jahre später, als ich schon verheiratet war, schmückte er mich, bei einem Faschingsball.