Auf Erkundungstour
Klein Elly musste jeden Mittag nach dem Essen schlafen. Nicht in ihrem eigenen Zimmer, sondern im Bügelzimmer, wo das Gitterbett stand. Sie hasste es, wenn sie mitten am Tag wegsperrt wurde und das ohne Kleidung.
Sie weinte und schrie, dass sie nicht schlafen wolle. Da sah sie ihr Sonntagskleid am großen Wäscheregal hängen, welches mit einer Stange und einem Vorhang versehen war. Ihre kleine Mutter bügelte immer im Stehen und Elly fand auch keinen Stuhl. So hangelte sie sich hinauf zum Kleiderbügel und löste ihn von der Eisenstange.
Nun schnell in das Kleid und am Rücken den obersten Knopf geschlossen. Wie schön sie darin ist und wie gut sie sich darin fühlt. Husch husch auf den Bügeltisch auf die Fensterbank und zwischen den Eisenstäben hindurch. An der Hecke des Nachbarn entlang, hinunter zur Judengasse, wo die Verwandten und Freunde wohnten.
Leider waren sie nicht zuhause. So ging Elly weiter und weiter, bis zum Armenhaus. Dort lockten sie die vielen Kinder mit einem Versprechen ins Haus. Heraus kam sie mit einem zerrissenen Kleid und Tränen in den Augen. Verzweifelt ging Elly einen andern Weg zurück, damit sie keiner sah. Sie hatte auch Angst vor den Schlägen zuhause.
Da kam sie am Häuschen der alten Erna vorbei, die vor ihrer Haustür im Schatten saß und Heimarbeit machte. Im Dorf arbeiteten viele Frauen für die Firma Steiff, die zuvor auf den Bauernhöfen halfen. Von daher kannte klein Elly Frau Erna.
Nun hörte die sich die Geschichte von Elly an und gab ihr den Rat, zur Oma zu gehen, die das Kleidchen wieder flicken könne. Das war eine gute Idee und Elly blieb noch etwas um das ungute Gefühl zu verlieren. Als sie den Heimweg schweren Herzens antrat, nahm sie einen Umweg zur Großmutter. Die wusch das Kleidchen und brachte alles wieder in Ordnung.
Elly musste von diesem Tag an keinen Mittagschlaf mehr machen.