Eine Witwe war schon als junges Mädchen nach Deutschland gekommen und hatte unsere Schrift nie erlernt. Durch den Tod ihres Mannes, der ihr diese Dinge erledigte, ist sie jetzt in Not geraten, denn sie kann auch nur begrenzt lesen. Ich erkannte ihre Not, denn sie holte ihre Schreibübungen heraus, die sie schon mal mit einer Nachbarin gemacht hatte. Leider ist diese auch verstorben. Ich überlegte, wie ich sie zu einem schnellen befriedigendem Ergebnis führen konnte. Es war mir klar, dass es weniger um das Schreiben geht, vielmehr geht es heute um das Lesen. Denn die Smartphones können bereits Gesprochenes umsetzen.
Also braucht sie eine Lektüre, die spannend ist, damit sie gerne weiterliest. Wir wurden tatsächlich am nächsten Tag fündig. Zufällig trafen wir uns beim öffentlichen Bücherschrank. Da sah ich ein rotes Büchlein, das mich an Jugendbücher erinnerte. Tatsächlich waren da kleinere spannende Diebesgeschichten angekündigt. Die Schrift genau richtig. Sie sagte, dass sie diese Schrift gut erkennen kann…
Aus Interesse und zur weiteren Motivation rief ich sie am nächsten Tag an, ob sie schon begonnen habe, aber da waren noch andere Dinge, die sie tun wollte…
Heute aber erzählte sie mir, dass es mit dem Lesen schon so gut geht und sie fragt sich… „warum habe ich das nicht früher angefangen?“ Ich sagte: „Nur heute ist wichtig, vergiss das Alte, es ist schön, dass du jetzt Freude am Lesen hast… „