iwi-lyrik

Ab Weihnachten wird es heller

An Lichtmess (2.2.) werden die Tage spürbar heller. Damals wechselten Knechte und Mägde die Höfe, und oft war es so, dass bereits Nachwuchs unterwegs war, während sie schon weiterzogen. Viel sprach man darüber nicht, sondern nur hinter vorgehaltener Hand. Das Schicksal der Bauernsöhne, die in den Krieg ziehen mussten, brachte neue Sorgen auf den Hof. So lebten meine Großeltern, mit viel Kummer, jedoch waren wir als Kinder ihnen stets eine Freude, das spürten wir. Lange haben sie nicht mehr gelebt. Als vierjähriges Kind habe ich beide sehr vermisst als sie innerhalb eines Jahres verstarben. Der Friedhof war am Sonntag immer ein Hoffnungsschimmer, Oma zu sehen, doch sie legte mir nur ein Zehnerl raus..
Meine Tanten, ihre Töchter erleichterten so meinen Schmerz. Heute finde ich, dass sie das sehr gut gemacht haben, weil ich ja auch noch zu klein war um zu verstehen, dass Oma und Opa für immer weg sind. Es blieben nur die Erinnerungen an sie. Oma schenkte mir eine Tafel Schokolade zu meinem vierten Geburtstag und Opa versprach mir, bei einer Brotzeit, dass er mir die selbe Oma kaufe, wenn er in die Stadt käme. Das tröstete mich aber als er kurze Zeit später verstarb, war auch diese Hoffnung dahin und das Vorhaben vergessen, nicht aber die Narbe die das Herz noch trägt.

Heute mit über 70 bin ich wegen einer Herzattacke im Krankenhaus und warte auf meinen Entlassungsbrief. Da keine körperliche Ursachen gefunden wurden, kam mir der Gedanke, dass es vielleicht mit dem uralten Trauma aus meiner Kindheit zu tun hatte.