Wenn es zu Ende geht

Bei Krebspatienten kann es am Ende oft viel zu schnell gehen. Ich bin hier wegen einer Herzrhythmusstörung, doch meine jüngere Bettnachbarin hat Krebs im Endstadium. Sie hoffte auf schnelle Hilfe aber dann kam das Wochenende und der Krebs breitete sich weiter aus. Die geplante Punktion des Wassers im Bauchraum fand nicht statt. Es ist bereits zu spät für solche Maßnahmen. Heute soll es dennoch versucht werden.

Das Loslassen fällt der noch mitten im Leben stehenden hübschen Frau sehr schwer. Es geht ihr zu schnell. Sie wollte doch noch dabei sein und wissen, wie es ihren Liebsten geht, beweinte sie ihr Schicksal. Die letzte Hoffnung auf Besserung ist dann im Raum, wenn der Gatte kommt, ja dann lacht sie auch mit ihm. Aber wenn sie alleine ist, bricht die Traurigkeit und der Schmerz wieder aus. Übelkeit übermannt das ganze Sein. Zeit für Opiate? Normale Schmerzmittel helfen nicht mehr.

Ich konnte ihr erzählen, wie ich meine Schwiegermutter, die auch Krebs hatte, im Sterben begleitete. Wir haben das Beste daraus gemacht und sie durfte sich wünschen was sie gerne essen möchte. Es war eine wertvolle Zeit wo auch kein Besuch mehr kommen sollte, denn sie wollte in Ruhe sterben können und niemandem mehr was vormachen müssen. Denn alle tun immer so als wäre alles gut und das eigentliche über den Tod zu reden meidet man, weil keiner weiß wo es hingeht.

Jedenfalls sagte ich ihr, dass es nicht stimmt, dass wir ins Fegefeuer kommen, denn in der Bibel gibt es das Gleichnis von Lazarus und dem Reichen, in dem Jesus von zwei Orten spricht. Der eine Ort ist der, von dem wir auferstehen, von dem Jesus dem Schächer am Kreuz sagte: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. Der Reiche hingegen leidet in Qualen im Gleichnis und kann den Graben zum Paradies nicht überqueren. Er wünschte sich, dass jemand zur Erde ginge, um seinen Brüdern zu sagen, dass es die Verdammnis gibt. Doch es ist nicht möglich, dass jemand von oben nach unten geht und davon berichtet. Deshalb dürfen wir uns auf Jesu Worte verlassen, denn er sprach stets in Gleichnissen vom Reich Gottes. Ich betete für sie und ihre Familie.

Sie ist seither ruhiger geworden und schläft viel.